Die fahrplanmässige Abfahrt ist keine gute Vergleichsgrösse, da man damit verspätete Züge unter Umständen bewusst "verpassen" müsste. Gerade bei "Turnschuhanschlüssen" spekuliert man ja auf die eine oder andere Minute Verspätung. Einen Zug auszulassen, nur weil man dafür aus zeitlichen Gründen kein gültiges Billett kaufen könnte, wäre "lebensfremd" (Zitat BAV aus einer Verfügung zu dem Thema). Grundsätzlich haben die Billettkontrollen nur einen Zweck: dass die Fahrgäste ein Billett kaufen. Dies ist in unser aller Interesse. Es geht nicht darum, Leute zu schikanieren, aber auch nicht, Schlitzohren mit jedem Trick davonkommen zu lassen. Es ist immer ein Abwägen zwischen Kundenfreundlichkeit und Verhinderung von Missbrauch. Die Regeln für elektronische Billette wurden von der Alliance SwissPass anfänglich sehr auf Seite "Verhinderung von Missbrauch" ausgelegt, indem die fahrplanmässige Abfahrtszeit als Vergleichsgrösse herangezogen wurde. Das war nicht kundenfreundlich und wurde, auch auf Druck vom BAV, inzwischen korrigiert, sodass jetzt die tatsächliche Abfahrtszeit gilt. (In einer Verfügung vom BAV steht, der Kaufvorgang müsse vor Erblicken des Kontrolleurs vollständig veranlasst sein. Aber das würde eine Beurteilung des Einzelfalls bedingen und kommt wohl selten zum Einsatz.) Die tatsächliche Abfahrtszeit ist, auch mit ein paar Minuten Kulanz (aber ganz bestimmt vor Erblicken des Kontrolleurs), ein fairer Kompromiss. Schliesslich wird ein Streckenbillett nicht günstiger, wenn man es später kauft. Bei EasyRide ist es aber komplizierter. Dieses verrechnet ja per Standortortung. Ein paar Minuten später ist man vielleicht schon näher beim nächsten Bahnhof und spart ein paar Tarifkilometer oder sogar eine ganze Zone. Da ist eine geringere Toleranz angebracht. Es wird vermutlich so sein, dass das Kontrollgerät die Zeit des Eincheckens mit der fahrplanmässigen Abfahrtszeit vergleicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die tatsächliche Abfahrtszeit zum Kontrollzeitpunkt schon an das Gerät übermittelt wurde oder immer online abgefragt wird. Sie wird jedoch protokolliert und steht am Folgetag auf https://opentransportdata.swiss/de/ zur Verfügung. Da könnte man nachschauen, ob der Check-In zu spät erfolgt ist. Wobei ich die CHF 10 nicht unfair finde. Ich empfehle aber dringend, den Check-In früher zu machen. Denn wenn es einmal ein Problem geben sollte, wäre man beim "sekündelen" so oder so zu spät. Man kann auch problemlos einige Minuten vorher einchecken. Ich kann am HB in Zürich einchecken, am Kiosk noch ein Getränk kaufen und dann in den Zug einsteigen, ohne mehr zu bezahlen.
... Mehr anzeigen