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S-Bahn im Tessin für Rollstuhlfahrer nicht geeignet trotz Behindertengleichstellungsgesetz!

Rolliblitz
Reisende/r
Tessiner Rollstuhlfahrer erlebt auf S-Bahn nach Italien den blanken Horror Statt 21 Minuten brauchte er 9 Stunden. MENDRISIO TI - Die neue Linie soll Passagiere in 21 Minuten von Mendrisio TI nach Varese (I) bringen. Für den halbseitig gelähmten Antonio Canonica (60) wurde die Fahrt zur neunstündigen Odyssee. Acht Jahre lang dauerten die Bauarbeiten. Dann ist es so weit. Seit einer Woche pendelt die erste S-Bahn regulär zwischen Mendrisio TI und dem italienischen Varese. In nur 21 Minuten, verspricht der Fahrplan. Antonio Canonica (60) aus Sementina TI ist begeistert. «Früher war ich oft in Varese, habe dort sogar eine Zeit lang gelebt», sagt der Rentner, «jetzt kann ich endlich mit der S-Bahn meine Freunde dort besuchen.» Am Tag nach der Eröffnung düst der halbseitig Gelähmte gegen 18 Uhr mit seinem Elektro-Rollstuhl los. Was Antonio Canonica noch nicht ahnt: Aus dem abendlichen Kurztrip wird eine Horror-Fahrt. Die Tilo-Regionalbahn rollt in Mendrisio an. Antonio Canonica schafft es in den Waggon. So weit, so gut. Doch in Varese wartet die erste böse Überraschung. Zwischen Zugtür und Gleis klaffen 40 Zentimeter. Unüberwindbar für den Rollstuhlfahrer. «Auch mit Hilfe der Schaffner war an einen Ausstieg nicht zu denken», sagt Antonio Canonica, «sie hätten mich rausheben müssen. Mein Rollstuhl wiegt ja schon 200 Kilo und ich noch weitere zwei Zentner.» Der Lift ist ausser Betrieb und die Rampe verschlossen. «Sie müssen zurück zur Station Induno Olona und dort das Gleis wechseln. Sie nehmen den nächsten Zug. Der hält dann auf einem anderen Gleis in Varese, wo der Ausstieg möglich ist», erklärt ihm ein Schaffner. Der Tessiner Behinderte bleibt in der S-Bahn. Sie fährt zurück, hält in Induno Olona (I). Antonio Canonica rollt auf den Perron. Diesen gilt es nun zu wechseln. Die Odyssee nimmt seinen Lauf. «Der Lift zum anderen Perron war ausser Betrieb», erzählt Canonica weiter, «da wollte ich die Rampe hoch. Die aber war durch ein Eisentor versperrt.» Es ist 19 Uhr. Im kleinen Bahnhof ist kein Mensch mehr. «Zufällig patrouillierte eine Polizeistreife», erzählt der Tessiner Rollstuhlfahrer, «die riefen die Feuerwehr». Die Männer versuchen den Lift in Gang zu bringen. Vergebens. Auch das Eisentor kriegen sie nicht auf. Es ist nun schon nach 20 Uhr. Antonio Canonica muss in den Wartesaal. Fünf Stunden harrt der Rentner in der Kälte aus. Erst um 3.10 Uhr kommt eine Bahn, die ihn wieder in die Schweiz bringt. Zitiert aus "Blick online" von heute abend Kommentar eigentlich überflüssig, ausser dass die Schweiz den Italienern diese Linie mit Millionen Franken vorfinanziert hat und die Itacker es nicht einmal fertig bringen, die S-Bahn so zu bauen, dass man mit einem Rolli ebenerdig ein- und aussteigen kann. (Perronhöhe 55) Und noch etwas für die Blick-Redaktion: In der Schweiz gibt es keine Schaffner und Zugführer. Bei Uns heisst das Kondukteur und Lokführer...
4 ANTWORTEN
Ex-Bähnler
Vielfahrer/in (Gold)

Hallo @Rolliblitz

Danke für deinen Beitrag. Ich hoffe, SBB CEO Andreas Meyer geht persönlich und mit einem riesigen Blumenstrauss bei Herrn Canonica vorbei...

Grusss, Reto

 

Natürlich ist das alles unzumutbar, aber ein Bisschen Realitätssinn muss man sich schon noch erhalten:

1. Varese liegt in Italien und der dortige Bahnhof ist kein Neubau.

2. In Italien muss man genau wie in der Schweiz sich für jeden Bahnhof nach der Situation erkundigen und evtl. vorher anrufen. Wer in Italien Hilfe braucht, sieht auf der Seite von salablu nach (bitte googeln, elend lange Adresse) und erfährt dort leider, dass in Varese keine Hilfe für Rollstühle angeboten wird und kein Mobilift zur Verfügung steht. Wer wegen der Sprache nicht selbst mit salablu verhandeln kann, darf sich gerne bei mir melden.

3. Mendrisio-Varese wurde am 7. Januar eröffnet, es wäre gut, die noch auf den Bahnhöfen aufliegenden Prospekte der SBB für Rollstuhlfahrer mit einem Einlageblatt zu ergänzen und bei Neuauflagen stets auch an die internationalen S-Bahnen (in nächster Zeit kommen Annemasse, Belfort, Bregenz und die Verlängerung von Varese zum Flughafen Mailand) zu denken.

Mfg Urs

Die Zeitung 20 minuti hat dem Tessiner Invalidenverband Gelegenheit zu einer Stellungnahme gegeben, hier die Übersetzung:
1
DER GASTKOMMENTAR
16.01.2018 - 17:29
Es tut uns leid für Herrn Canonica, wir müssen mehr tun.
inclusione andicap ticino
inclusione andicap ticino über die Reiseschwierigkeiten von Antonio Canonica in SBB-Bahnhöfen und grenznahen Bahnhöfen.
Aus TicinOnline und Varese News haben wir mit Bedauern erfahren, dass es für Rollstuhlfahrer, die mit dem Zug reisen wollen, immer noch einige Probleme mit der Zugänglichkeit gibt.
Wenn man die Gemeinderätin von Induno Olona Cecilia Zaini zitiert, kann man sich nur verbessern, auch im Tessin. Wir weisen darauf hin, dass das Behindertengleichstellungsgesetz von 2004 die Anpassung der Haltestellen des ÖV bis 31.12.2023 verlangt. Die Anpassung umfasst auch Billetautomaten und -schalter. Die Arbeiten haben schon seit einiger Zeit begonnen und unser Verein verfolgt durch seinen Architekten und Leiter des Dienstes architektonische Barrieren sorgfältig die Modernisierung und/oder den Bau neuer Strukturen.
Es ist jedoch folgendes zu präzisieren: Die Schweizerischen Bundesbahnen erhalten die Möglichkeit, Rampen mit einer maximalen Steigung von 12% zu bauen (in der Regel max. 6% nach Norm SIA 500). Wo immer möglich, sollte jedoch der Einbau von Aufzügen bevorzugt werden. Wir möchten auch darauf hinweisen, dass im November 2017 zusätzliche Bestimmungen zu taktilen Linien erlassen worden sind, die sofort in Kraft getreten sind und die es auch sehbehinderten oder blinden Menschen ermöglichen, sich im Bahnhof zu bewegen.
Leider benötigen Menschen mit motorischen und/oder sensorischen Behinderungen bis heute oft noch Hilfe beim Zugang zu den Waggons. Wir empfehlen Ihnen deshalb, sich vorab mit dem SBB Call Center Handicap in Verbindung zu setzen. Im Tessin sind nur wenige Züge, die Tilo, für den direkten Zugang vorbereitet (Achtung, nicht in allen Bahnhöfen).
Was die grenznahen Bahnhöfe betrifft, so sind wir leider nicht im Detail über deren Erreichbarkeit informiert. Wir laden Sie deshalb ein, sich direkt an die «Sala Blu – InfoAccessibilità Stazioni» der Rete Ferroviaria Italiana (RFI) zu wenden. Um einige Probleme wie die Öffnung von Aufzügen, den Betrieb von Treppenliften, die Zugänglichkeit von Toiletten zu überwinden, laden wir unsere Nachbarn ein, sich mit dem Eurokey-System auszustatten, das es nur Personen, die im Besitz dieses Passepartout sind, erlaubt, den Dienst zu bedienen und zu nutzen.
inclusione andicap ticino glaubt an die individuelle Freiheit und erinnert daran, dass alle Menschen, unabhängig von ihrem Gesundheitszustand, in der Lage sein müssen, sich selbständig und ohne besondere Hilfe zu bewegen. Wir laden Sie daher ein, uns über die Probleme mit der Zugänglichkeit mit dem Formular "Berichte" auf unserer Website www.inclusione-andicap-ticino.ch zu informieren.
Wir bedauern auch die schwerwiegende diskriminierende Episode, die Herr Canonica in der italienischen Bar erlebt hat. Diese Diskriminierungen sind leider auch im Tessin konstant und unser Verein verzeichnet jedes Jahr zahlreiche Berichte. Noch einmal: Wir fordern alle, die sich an einem öffentlichen Ort wegen ihrer Behinderung diskriminiert fühlen, auf, uns zu benachrichtigen. Nur so können wir versuchen, das Phänomen einzudämmen, unseren Rechtsdienst für Gleichberechtigung möglichst einzubinden und die Öffentlichkeit für Fragen und Probleme im Zusammenhang mit Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren.

Unterdessen hat Herr Canonica seine Reise nach Varese wiederholt, zusammen mit Blick und Varesenews und es hat alles geklappt, in Induno funktioniert der Lift wieder und er konnte auf den Regioexpress umsteigen und von dort in Varese über die Rampe rausfahren. Der Chef der italienischen Bahninfrastruktur hat sich entschuldigt und für dieses Jahr einen Perron von 55 cm Höhe versprochen. Urs